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Geburtsstationen in RLP werden weiter schließen

Kreißsaalverbot birgt medizinische Risiken. Die Corona-Krise hat massive Auswirkungen für Schwangere, Neugeborene und ihre Familien. Wegen der Ansteckungsgefahr insbesondere für das Personal schränken Kliniken Besuch stark ein oder verbieten ihn ganz.

Zum Antrag “Geburtshilfe und Hebammen in Rheinland-Pfalz stärken”. Konzept fehlt.

Mainz, 23. September 2019. Der Bundeselterninitiative Mother Hood e.V. geht der beschlossene Antrag des Landtages zur besseren geburtshilflichen Versorgung in Rheinland-Pfalz nicht weit genug. Es fehlen Maßnahmen, mit denen weitere Schließungen von Geburtsstationen abgewendet werden können. Außerdem existiert kein Konzept, wie die Schwangeren während der langen Anfahrtswege in einen Kreißsaal begleitet werden können.

Auch in Rheinland-Pfalz gibt es zu wenig Hebammen. Daher werden die von der Landesregierung geförderten Hebammenzentralen die Unterversorgung während Schwangerschaft, Geburt und dem so genannten Wochenbett nicht beheben. Die Pläne, mehr hebammengeleitete Kreißsäle einzurichten, sind aus Sicht von Mother Hood begrüßenswert. Mother Hood fordert ergänzend zu dem aktuellen Antrag, die Geburtshilfe in die Grundversorgung aufzunehmen, ein Konzept für die Wehenbegleitung vom Wohnort der Schwangeren bis zur Geburtsstation sowie ein damit verbundenes Notfallmanagement.

Geburtshilfe als Grundversorgung

Geburtshilfe ist Akutversorgung, die auch eine Notfallversorgung umfasst. Sie muss daher als Grundversorgung der Bevölkerung wohnortnah zur Verfügung stehen. Mother Hood kritisiert besonders die im Antrag erwähnten maximalen 40 PKW-Minuten bis zur nächsten Geburtsstation als akzeptabel in Bezug auf die Erreichbarkeit. Diese Minutenangabe ist willkürlich und entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage.

Nach Klick auf die Googlemaps lassen sich die (geschlossenen) Geburtsstationen in Rheinland-Pfalz anzeigen und bei Bedarf jene ausschalten, die beispielsweise weniger als 700 Geburten im Jahr aufweisen. Es wird deutlich, dass von wohnortnaher Versorgung nicht mehr die Rede sein kann. Neben den Hebammenzentralen müssen daher regionale Medizinische Versorgungszentren mit Geburtshilfe für so genannte „Low-Risk-Geburten“ eingesetzt werden, sofern keine Lösung für den Erhalt einer klinischen Geburtsstation in einer Region gefunden werden kann.

Wehenbegleitung

Immer weitere Wege zum nächsten geburtshilflichen Angebot gefährden die Gesundheit von Kind und Mutter. Die Familien sind während der Fahrt in der Regel ohne fachliche Begleitung und auf sich allein gestellt. Es steigt die Gefahr, dass medizinische Notfälle nicht rechtzeitig erkannt und behandelt werden.

Darüber hinaus führen längere Anfahrtswege zu mehr sogenannten Frühaufnahmen in den Kliniken, weil Frauen zur Sicherheit bereits mit Geburtsbeginn, der Latenzphase, von zu Hause losfahren. Experten weisen darauf hin, dass Frauen, die bereits im sehr frühen Stadium der Geburt im Krankenhaus sind, mehr Komplikationen und medizinische Eingriffe erleben. Zudem belasten Frühaufnahmen die räumlichen und personellen klinischen Kapazitäten noch weiter.

Zwingend für die Frühphase der Geburt ist eine fachliche Begleitung der Familien durch Hebammen zunächst zu Hause und während der Fahrt in die Klinik. Die Versicherungssituation der freiberuflichen, nicht in einer Klinik angestellten Hebammen verhindert derzeit diese Begleitung.

Notfallmanagement

Die Wehenbegleitung in der Latenzphase ist auch für das Erkennen von Notsituationen von Bedeutung. Eine Notsituation kann bereits zu Hause entstehen. Ein unbegleiteter Anfahrtsweg zur nächsten Geburtsklinik von 40 Minuten plus circa 20 Minuten bis zu einem gegebenenfalls nötigen Notkaiserschnitt ist ein gesundheitliches Risiko.

Demonstration in Mainz mit Gesundheitsministerin

Mother Hood will seine Forderungen gemeinsam mit den LandFrauen RheinlandPfalz und dem Hebammenlandesverband Rheinland-Pfalz auf einer Demonstration Nachdruck verleihen. Sie findet kommenden Mittwoch, 25. September, unter dem Motto “Geburtshilfe stärken für Frauen und Kinder in Stadt und Land!” in Mainz statt.

Das Bündnis trifft sich um 11 Uhr am Bahnhofsvorplatz und demonstriert Richtung Gutenbergplatz. Dort beginnt um 12 Uhr die Abschlusskundgebung mit Ansprachen unter anderem von Gesundheitsministerin des Landes Rheinland-Pfalz, Sabine Bätzing-Lichtenthäler.

Ansprechpartnerin

Katharina Desery
Vorstand und Pressesprecherin
Tel.: 0163/ 7274735
E-Mail: presse(at)mother-hood.de